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Burnout Newsticker KW 32

Im Burnout Newsticker KW 32: Burnout-Schlagzeilen der letzten Woche “Burnout-Betroffene berichten von ihren Erfahrungen”, “Burnout in sozialen Berufen”, “Auszeit für ausgebrannte Ärzte”, “Stress und Burnout rechtzeitig erkennen”, “Was Business Yoga in der Mittagspause bringt”

  1. Burnout: Betroffene berichten von ihren Erfahrungen

  2. Burnout in sozialen Berufen

  3. Auszeit für ausgebrannte Ärzte

  4. Stress und Burnout rechtzeitig erkennen

  5. Was Business-Yoga in der Mittagspause bringt

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  1. Burnout: Betroffene berichten von ihren Erfahrungen (spiegel.de)
    Es gibt ein Leben nach dem Zusammenbruch – und das soll anders sein als vorher, entspannter, gelassener. Aber wie setzt man die guten Vorsätze um? Drei Betroffene erzählen, wie sie sich und ihren Alltag nach der Diagnose Burnout verändert haben.
    Arne Reese, Chef eines Ingenieurbüros:

    “Es waren verschiedene Ereignisse, die zu meinem Burnout führten: Meine Partnerin hatte mich verlassen. Ich stand mit zwei kleinen Kindern allein da; mein Lebensentwurf war gescheitert. Gleichzeitig gingen zwei meiner wichtigsten Kunden pleite. Zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich Existenzängste und wusste nicht, wie ich die nächste Miete bezahlen sollte. Zuletzt hatte ich mich praktisch über alles aufgeregt, egal ob ein Arbeiter ein Rohr falsch verlegt hatte oder jemand auf der Autobahn vor mir zu langsam fuhr.

    Der Wendepunkt kam, als mein Arzt mich krankschrieb. Davor hatte ich mich lange Zeit gedrückt. Als selbständiger Ingenieur bedeutete das für mich einen großen finanziellen Verlust. Aber ich war an einem Punkt in meinem Leben angelangt, wo ich keine Perspektive mehr sah. Ich war nur noch müde. Einmal hatte ich sogar in meinem Auto auf einem Parkplatz übernachtet. Die Müdigkeit hatte mich so plötzlich überfallen, dass ich nicht mehr weiterfahren konnte, obwohl es nur noch zehn Kilometer bis zu meiner Wohnung gewesen wären.

    Nun hatte ich es also schriftlich: Ich war krank. Irgendwie war es fast eine Erleichterung. Mein Arzt hatte mich gefragt, worauf ich denn Lust hätte. Das solle ich machen. Also ging ich frisches Gemüse kaufen, stellte mich in die Küche und schnippelte Salat.

    In den folgenden Wochen versuchte ich, mir darüber klarzuwerden, was mir in meinem Leben wichtig ist. Ich entwarf ein Modell mit drei Säulen: Familie, Beruf und Sport. Ich machte eine ambulante Gesprächstherapie, die mir geholfen hat, die Trennung von meiner Partnerin zu akzeptieren. Für meine Töchter organisierte ich mit Hilfe meiner Mutter Krippenplätze. Ich hatte erkannt: Nur wenn es mir gutgeht, geht es auch den Kindern gut.

    Als ich nach zwei Monaten wieder ins Büro zurückkehrte, kam ich mit festen Vorsätzen, dreimal die Woche wollte ich zum Sport gehen. Seither nehme ich mir diese Zeit, wäge nicht mehr ab, ob es vielleicht doch besser wäre, früher nach Hause zu kommen. In dieser Hinsicht bin ich radikal geworden.

    Als Chef bin ich heute entspannter. Wenn ich morgens ins Büro komme und merke, die Stimmung ist nicht gut, alle sitzen lustlos auf ihren Stühlen, dann lade ich meine Mitarbeiter einfach zum Frühstücken ein. Croissant und Orangensaft mit Blick aufs Wasser – das ist wie ein kleiner Urlaub. Das kostet dann vielleicht eineinhalb Stunden Zeit, bringt aber auch viel.

    Es sind die kleinen Dinge, die mich glücklich machen

    Ich versuche, mich über Kleinigkeiten nicht mehr so aufzuregen. Wenn jemand ein Rohr falsch verlegt hat, bleibe ich freundlich und frage: Wie können wir das verhindern, was können wir verbessern? So erreiche ich mein Ziel viel leichter. Mit meiner Ex-Partnerin habe ich inzwischen eine Lösung für die Kinderbetreuung gefunden: Ich habe die beiden Mädchen von Montag bis Mittwoch, sie von Mittwoch bis Freitag, an den Wochenenden wechseln wir uns ab.

    Manchmal überkommt mich wieder die Müdigkeit. Ich kämpfe dann nicht dagegen an, sondern versuche, mir eine kleine Ruhepause einzurichten, zehn Minuten in meinem Büro zu schlafen.

    Es geht mir finanziell wieder gut. Aber ich habe damals gelernt, mit wenig auszukommen. Das war eine gute Erfahrung für mich. Ich weiß, dass ich nicht ständig neue Kleidung brauche oder essen gehen muss. Es sind die kleinen Dinge, die mich glücklich machen. Begegnungen mit Menschen, die ich interessant finde, ein Lächeln, ein Blick im Vorbeigehen.

    Mein Burnout ist acht Jahre her. Seitdem geht es mir gut, und ich fühle mich stabil. Aber mir ist auch klar: Es könnte jederzeit wieder passieren. Nur habe ich keine Angst davor. Ich weiß, dass ich da auch wieder rauskommen würde. Eigentlich hat mich die Krankheit stärker gemacht.”

    2. Teil: Fachkrankenschwester Ramona Behnke: “Heute bin ich radikaler”

    “Jeden Morgen lächle ich mein Spiegelbild an. Anfangs fiel es mir schwer, aber mittlerweile kommt das Strahlen wieder von innen heraus. Das hat lange gedauert. Meine Rettung war die Reha in Bad Grönenbach im Allgäu. Ich habe dort vieles gelernt, was ich in meinen Alltag übertragen konnte. Das Wichtigste: auf mich selbst zu hören. Kurz innezuhalten und mich selbst zu fragen: Was willst du eigentlich? Was tut dir gut? Ich komme jetzt an erster Stelle bei mir. Früher kamen alle anderen zuerst.
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    3. Teil: Ein Berater in einem großen Unternehmen: “Ich muss höllisch aufpassen”

    “Ich würde mich nicht als geheilt bezeichnen, eher als stabil. So wie ein trockener Alkoholiker. Ich muss höllisch aufpassen. Ich bin stets ein ehrgeiziger Typ gewesen.

    In der Schule hatte ich Bestnoten, für meine Doktorarbeit bekam ich einen Preis. Ich fühlte mich nur dann anerkannt, wenn ich Leistung brachte. Entsprechend verhielt ich mich auch im Berufsleben. Ich wollte meine Aufgaben immer perfekt erledigen. So stieg ich schnell weiter auf. Schließlich bekam ich eine Führungsposition, übernahm sehr viel Verantwortung.

    In meiner Branche kann man sich keine Fehler leisten. In den schlimmsten Phasen arbeitete ich etwa 80 Stunden in der Woche, 140 Überstunden im Monat. Wenn ich nach Hause kam, konnte ich nicht mehr abschalten. In dieser Zeit litt auch die Beziehung zu meiner Frau, für meine Kinder hatte ich kaum mehr Zeit. Mein Blick verengte sich. Ich war gefangen in einem Tunnel, es gab nur noch die Karriere.

    So fühlte ich mich einsamer. Nachts wachte ich auf, schwitzte. Morgens musste ich mich übergeben. Dann trank ich etwas Wasser, schluckte ein paar Stück Traubenzucker und ging in mein erstes Meeting.
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  2. Burnout in sozialen Berufen – “Helfen kann süchtig machen” (sueddeutsche.de)
    Mit den eigenen Kräften am Ende, und trotzdem getrieben, anderen Menschen zu helfen: Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer erklärt, warum besonders Menschen in sozialen Berufen vom Burn-out betroffen sind.
    Warum will einer Krankenpfleger oder Entwicklungshelfer werden? Weil er seinen Lebensunterhalt mit einem sinnvollen Beruf verdienen will. Mancher aber auch, weil er seelische Defizite wie mangelndes Selbstwertgefühl kompensieren möchte. Der Psychoanalytiker Wolfgang Schmidbauer hat dieses Phänomen “Helfersyndrom” genannt.1977 beschrieb er in seinem Buch “Hilflose Helfer” die Nöte von Menschen in helfenden Berufen.

    SZ: Was genau bezeichnet das Helfersyndrom?
    Wolfgang Schmidbauer: Menschen, die darunter leiden, leugnen unbewusst die eigene Bedürftigkeit. Sie binden ihr Selbstgefühl daran, anderen etwas zu geben.

    SZ: In Deutschland gibt es in vielen helfenden Berufen einen Mangel an guten Leuten. Was muss passieren, um diese Jobs attraktiver zu machen?

    Schmidbauer:Die Arbeitsbelastung reduzieren und die Bezahlung verbessern. Das ist banal, aber sinnvoll. Doch Geld als Anreiz ist kein Allheilmittel. Die Arbeitsorganisation muss transparenter werden. Frauen und Männer aus diesem Bereich, die in der Lage sind, Helferteams zu leiten, müssen entwickelt und gefördert werden.

    SZ: Was ist der beste Schutz gegen das Helfersyndrom?

    Schmidbauer:Sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und zu qualifizieren. In vielen helfenden Berufen ist das heute möglich. Da gab es früher deutlich mehr Sackgassen.

  3. Auszeit für ausgebrannte Ärzte (aerztezeitung.de)
    Fast jeder fünfte Arzt ist Burn-out gefährdet. Auf diese Zielgruppe spezialisiert haben sich die Psychologische Psychotherapeutin Juliane Leib und der Lehrer Bernhard Gündling. In Ihrem “DaseinHaus” in Markt Erlbach bieten sie ausgebrannten oder Burn-out gefährdeten Ärzten Erholung von ihrem oftmals belastenden Berufsalltag und Begleitung bei der Klärung eigener Themen.
    Sie verstehen das Angbeot in ihrem Haus in der Nähe von Nürnberg als “begleitete Auszeit”. “Menschen, die in heilenden und beratenden Berufen arbeiten, sind psychisch extrem stark gefordert”, erläutert Juliane Leib.
    Und weiter: “Ihr Umgang mit zum Teil schwer kranken oder traumatisierten Patienten birgt das Risiko sich zu sehr zu verausgaben und auszubrennen. Bei aller Fürsorge für den Anderen vergessen sie dabei häufig die Fürsorge für sich selbst – dabei spreche ich aus eigener Erfahrung.”

    In dem abgeschiedenen Fünf-Zimmer-Haus können die Gäste einfach “da sein”, der Seele Ruhe und Aufmerksamkeit gönnen und sich beim Wandern, Saunieren oder bei Massagen entspannen, so Leib. Dabei begleite sie ein umfangreiches, individuell wählbares Programm bei der persönlichen Regeneration: Täglich findet eine morgendliche Meditation statt, zudem können psychotherapeutische Sitzungen gebucht werden.

    “Hierbei geht es um die Verarbeitung von Belastendem und die Neuorientierung durch Gespräche”, erläutert Leib, die in verschiedenen, auch körperorientierten Psychotherapieverfahren ausgebildet ist.

  4. Stress und Burnout rechtzeitig erkennen (derwesten.de)
    Immer mehr Menschen fühlen sich extrem belastet. Bei manchen führt Stress zum Burnout. Experten erklären, wie man ins Hamsterrad geraten kann, wie man diese Stress-Fallen erkennt und eine totale Erschöpfung verhindert.
    Die Techniker Krankenkasse wollte es 2009 wissen: Sind die Deutschen im Stress und wenn ja, wie oft? Im Auftrag der Kasse befragte das Meinungsforschungs-Institut Forsa rund 1000 Bundesbürger im Alter zwischen 14 und 65 Jahren. Das Ergebnis: Jeder dritte Interviewte sagte, er fühle sich häufig, beziehungsweise ständig gestresst.

    Drei Fragen sind bei der Burnout-Vorbeugung entscheidend:
    Ein Burnout kann auch eine Depression, eine Sucht- oder eine Angsterkrankung nach sich ziehen. Oft treffe es Menschen, die sich etwa im Beruf überdurchschnittlich stark engagieren oder privat überfordert würden. „Etwa, wenn man alleinerziehend ist oder Angehörige pflegt“, betont Soldo.

    Um einem Burnout vorzubeugen, sollte man sich drei Fragen stellen, so die Psychologin. „Wer bin ich? Was will ich erreichen? Und wie schaffe ich das?“ Sehr wichtig sei ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeitsbelastung und Entspannung. Kristina Soldo: „Dazu gehört, Grenzen zu erkennen, mal Nein zu sagen, sich beim Sport, der Gartenarbeit oder beim Lesen zu entspannen und abzuschalten.“

  5. Was Business-Yoga in der Mittagspause bringt (fr-online.de)
    Yoga, Qigong, Tai Chi – für viele Entspannungstechniken gibt es mittlerweile sogenannte Business-Abwandlungen. Sie sollen für einen schnellen Stressabbau in der Mittagspause sorgen und einem Burnout vorbeugen. Kann das tatsächlich im Großraumbüro gelingen?
    Wenn Awai Cheung sich entspannen will, umarmt er als Erstes einen Baum. Als Zweites formt er einen Ball. Und als Drittes öffnet er eine Blüte. Natürlich alles nur in seiner Vorstellung. Oder besser gesagt: in seinem Kosmos. Darin dreht sich alles um die Energie, das Qi. Die “Drei B”-Übung – für Baum, Ball, Blüte – nennt der 44-jährige Chinese aus Berlin das. Sie kommt aus dem Qigong, einer traditionellen asiatischen Technik. Seit mehr als zehn Jahren lehrt er seine Variante fürs Büro: Business-Qigong. Damit ist er nicht allein – auch für Yoga oder etwa Tai Chi gibt es schon solche “Business”-Abwandlungen.

    Die Akzeptanz ist gestiegen

    Inzwischen zählten große Firmen und Dax-Konzerne zu seinen Kunden, erzählt Cheung. Die asiatischen Techniken seien in der Geschäftswelt angekommen. Das sieht auch Professor Dirk Windemuth vom Institut für Arbeit und Gesundheit der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung so. Vor zehn Jahren hätten in den deutschen Unternehmen viele über Yoga oder Qigong im Büro noch den Kopf geschüttelt. “Die Akzeptanz ist inzwischen gestiegen.”

    Mit Esoterik habe das nichts zu tun, versichert Cheung. Solche Übungen seien auch etwas für Berufstätige ohne “Räucherstäbchen-Mentalität”. Und sie funktionierten ohne viel Aufwand. Berufstätige könnten die Übungen am Schreibtisch machen – sogar im Anzug. “Die Krawatte sollte man vielleicht ablegen.”

    Ein paar Minuten reichen, sagt Cheung. Zum Beispiel für eine Runde Finger-Qigong: Die eine Hand formt ein “Victory”-Zeichen, Daumen und Zeigefinger der anderen ein “O”. Dann so schnell wie möglich wechseln – das soll die Koordination verbessern. “Das können Sie jederzeit dazwischenschieben.” Oder Büromitarbeiter schießen ein paar Energiepfeile gegen den Stress ab: Dazu spannen sie in Gedanken einen Bogen. Daumen und Zeigefinger der linken Hand bilden ein “L”, die rechte Hand eine Faust. Jetzt die Arme auseinanderziehen und so den Bogen spannen. Solche Übungen helfen, Verspannungen zu lösen, aber auch Stress abzubauen und so einem Burnout vorzubeugen, sagt Cheung.

    Energieschub durch den Bürogruß

    Einen Energieschub soll auch der “Bürogruß” bringen, den Katja Sterzenbach in ihrem Buch “Business Yoga” beschreibt. Er geht ähnlich wie der Sonnengruß aus dem Yoga, nur im Sitzen. Die Hände wie zum Gebet vor die Brust heben, langsam ein- und ausatmen, beim fünften Einatmen die Arme nach oben ausstrecken. Beim Ausatmen vorbeugen, die Hände gehen zum Boden. Dann beim Einatmen einen Arm senkrecht nach oben heben, während der andere am Boden bleibt – und umgekehrt. Zum Schluss noch einmal beide Arme heben und zurück zum Anfang.

    Der Sportmediziner Professor Ingo Froböse sieht das Entspannen im Turbogang aber eher skeptisch. Berufstätige dürften keinen allzu tiefen Effekt von solchen Fünf-Minuten-Übungen erwarten. “Wenn man das so reinquetscht, das ist es nicht”, sagt Froböse, der am Zentrum für Gesundheit der Deutschen Sporthochschule Köln tätig ist. “Solche Übungen brauchen Raum, Zeit und Muße.” Er sieht in den Business-Entspannungstechniken vor allem eine Modeerscheinung. Früher machte man Büro-Gymnastik – heute eben Business-Yoga. “Bürogymnastik klingt natürlich nicht so schick”, sagt Froböse. Inhaltlich sei beides aber oft nicht viel anders.

    Gerade die Idee, Yoga-Übungen zu machen, ohne sich auf den Hintergrund einzulassen, sieht Froböse kritisch. “Das ist dann nur ein bisschen Gymnastik, und das war’s.” Zugegeben, es mag esoterisch klingen, dass Energie durch das “dritte Auge” auf der Stirn fließt. Aber ohne diese Bilder ist Yoga vielleicht kein Yoga mehr.

    Probieren, was gut tut

    Froböse rät daher, Yoga oder ähnliche Techniken erst richtig zu lernen, bevor man die Kurzformen fürs Büro ausprobiert. “Nur dann macht das Sinn.” Es gebe außerdem keine Methode, die bei allen wirkt, ergänzt Windemuth. Der eine entspanne eher, indem er sich bewegt – der andere, indem er meditiert. Beschäftigte müssten daher ausprobieren, was ihnen guttut. Und damit es mit der “Acht-Minuten-Energiedusche” klappt, müssten sie erst lernen, auch so schnell abschalten zu können. Das d